Arbeiterjunge in Lübeck

Hier sehen Sie alle Texte aus dem multimedialen Zeitstrahl 1913-1932.

Willy Brandt kommt am 18. Dezember 1913 mit dem Namen Herbert Ernst Karl Frahm im Lübecker Arbeitermilieu zur Welt. Er wächst in unruhigen Zeiten auf: Der Erste Weltkrieg, die November­revolution, die Weimarer Republik und die Zerstörung der ersten deutschen Demokratie prägen die Jahre seiner Kindheit und Jugend. Der aufgeweckte Arbeiterjunge kann das Gymnasium besuchen und macht 1932 das Abitur. Fest verankert in der Arbeiterbewegung, zeigt Herbert Frahm früh politisches und journalis­tisches Talent. Er wird schon mit 16 Jahren Mitglied der SPD, wechselt aber 1931 zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD).


1913

18. Dezember 1913
Geburt in Lübeck
Willy Brandt kommt am 18. Dezember 1913 um 12.15 Uhr in der Meierstraße 16 im Arbeiterviertel St. Lorenz in Lübeck mit dem Namen Herbert Ernst Karl Frahm zur Welt. Er ist das Kind der 19-jährigen Ver­käuferin Martha Frahm und des 26-jährigen John Möller, eines Buch­halters und späteren Lehrers aus Hamburg. Vater und Sohn werden sich nie begegnen. Getauft wird der Junge am 26. Februar 1914 in der evangelisch-lutheri­schen Gemeinde St. Lorenz. Wegen der nichtehelichen Geburt findet die Zeremonie nicht in der Kirche, sondern im Pfarrhaus statt.


1918

November 1918
Weltkriegsende und Novemberrevolution
Ab August 1914 tobt vier Jahre lang der Erste Weltkrieg, dem insgesamt 17 Millionen Menschen zum Opfer fallen. Ludwig Frahm, der Großvater des kleinen Herbert, nimmt als deutscher Soldat am Krieg in Frankreich teil und überlebt die Kämpfe. Im Herbst 1918 steht die militärische Niederlage des Deutschen Reichs fest. Die Revolte der Kieler Matrosen gegen die Fortführung des Krieges leitet den Sturz der Monarchie in Deutschland ein. Am 9. November 1918 dankt Kaiser Wilhelm II. ab. In Berlin wird die Republik ausgerufen und Sozialdemokraten übernehmen die Reichsregierung. Die Lübecker spüren vom Umsturz relativ wenig. Der bisherige Bürger­meister verbleibt im Amt. Neu ist im Stadtstaat das allgemeine und gleiche Wahlrecht.


1919

Januar 1919
Erster Umzug in Lübeck
Anfang Januar 1919 nimmt Großvater Ludwig Frahm seinen Enkel Herbert zu sich in seine neue Wohnung in der Moislinger Allee 49. Nach seiner Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg arbeitet der Großvater wieder als Kraftfahrer bei den Drägerwerken und heiratet die Kutschertochter Dora Sahlmann. Der kleine Herbert nennt ihn „Papa“. Die Mutter Martha Frahm ist aus beruflichen Gründen in die Lübecker Innenstadt gezogen. Sie sieht ihren Sohn nur noch ein- bis zweimal in der Woche. An den Werktagen passt tagsüber eine Nachbarin auf ihn auf.


1920

13. April 1920
Einschulung
Am 13. April 1920 wird Herbert Frahm in die St. Lorenz-Knaben-Mittel­schule am Lübecker Marquardtplatz eingeschult. Auf Initiative des Groß­vaters Ludwig Frahm geht der Junge nicht auf die Volksschule, da ein späterer Übergang auf eine höhere Schule sonst ausgeschlossen wäre. An der Knabenschule lernt Herbert, der wie sein Großvater bis dahin nur Plattdeutsch gesprochen hat, Hochdeutsch. Er zählt zu den Jahrgangs­besten.


1923

Mai 1923
Fest verankert in der Arbeiterbewegung
Die Familie Frahm ist fest in der Lübecker Sozialdemokratie und ihren Or­ganisationen verankert. 1922 meldet die Mutter Martha Frahm ihren Sohn Herbert in der Kindergruppe des örtlichen Arbeiter-Turn- und Sportbundes an. Ein Jahr später tritt er auch einem Arbeiter-Mandolinenklub bei. Im Mai 1923 nimmt der Junge mit der Kindergruppe des Arbeitersport­bundes an einem Ausflug nach Hamburg teil. Bei einem Besuch im Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof erlebt der Neunjährige die Gründung der Sozialistischen Arbeiterinternationale (SAI) mit, die dort vom 21. bis 25. Mai 1923 tagt.

Juni 1923
Lektion in Solidarität
Infolge der schwierigen wirtschaftlichen Lage kommt es 1923 in ganz Deutschland zu Arbeitsniederlegungen. Im Juni treten in Lübeck 3.700 Metallarbeiter in den Streik. Zu ihnen zählt auch Ludwig Frahm, der als Lastwagenfahrer bei den Drägerwerken beschäftigt ist. Während des Ausstands schenkt einer der Direktoren des Betriebs dem hungrigen 9-jährigen Herbert Frahm zwei Brotlaibe. Als der Junge damit nach Hause kommt, verlangt sein Großvater von ihm, die Brote sofort zurückzubringen: „Ein streikender Arbeiter nimmt kein Geschenk vom Arbeit­geber an. Wir wollen unser Recht, keine Geschenke“, schärft Ludwig Frahm seinem Enkel ein. Daraufhin trägt Herbert die Brote stolz zur Bäckerei zurück.


1925

September 1925
Bei den „Kinderfreunden“ der SPD
Im Herbst 1925 tritt Herbert Frahm in die sozialdemokratische „Reichs­arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde“ ein. Die acht bis vierzehn Jahre alten Mitglieder werden „Falken“ genannt und von älteren Genossen mit den Ideen der Arbeiterbewegung vertraut gemacht sowie zum Lesen, Diskutieren und Vortragen angeregt. Außerdem stehen Ausflüge, Zeltlagerfahrten, Gesang, Tanz und Theater­spielen auf dem Programm. In Lübeck gibt es vier „Kinderfreunde“-Grup­pen. 1927 übernimmt Herbert zusammen mit einem Klassenkameraden die Leitung der Gruppe „Stadt“. Regelmäßig an die frische Luft kommt der Junge auch durch den Arbeiter­verein „Lübecker Naturfreunde“, zu dem ihn seine Mutter Martha mit­nimmt.


1927

22. Februar 1927
Erster Zeitungsartikel
Am 22. Februar 1927 erscheint der erste Artikel von Herbert Frahm auf der Kinderseite des „Lübecker Volksboten“, der regionalen Tageszeitung der SPD. Der 13-Jährige beschreibt darin eine Osterwanderung, die er ein Jahr zuvor mit drei Freunden zur Quelle der Trave unternommen hat. Gefördert von Chefredakteur Julius Leber, schreibt Herbert Frahm ab August 1929 regelmäßig für den „Volksboten“.

26. April 1927
Wechsel zur Realschule
Am 26. April 1927 tritt Herbert Frahm in die Obertertia A der Von Groß­heimschen Realschule in Lübeck ein. Aufgrund seiner bisherigen ausge­zeichneten Leistungen wird ihm das Unterrichtsgeld erlassen.

Juli 1927
Schüleraustausch mit Dänemark
Im Sommer 1927 fährt Herbert Frahm zum ersten Mal ins Ausland. Er nimmt an einem deutsch-dänischen Schüleraustausch mit dem ca. 100 km nördlich von Flensburg gelegenen Industrieort Vejle teil.

17. September 1927
Heirat der Mutter
Am 17. September 1927 heiratet Herbert Frahms Mutter Martha den 47-jährigen Maurerpolier Emil Kuhlmann und zieht mit ihm in die Lübecker Hansestraße 136. Im Februar 1928 kommt ihr Sohn Günter zur Welt. Die Kuhlmanns nehmen später auch ein Pflegekind auf, das bis zur Voll­jährigkeit bei ihnen bleibt. Herbert wohnt hingegen weiter beim Großvater Ludwig Frahm und dessen Frau Dora, die der 13-Jährige aber nicht leiden kann.


1928

1. April 1928
Jugendweihe
Am 1. April 1928 empfängt Herbert Frahm in der Lübecker Stadthalle die sozialistische Jugendweihe, das weltliche Pendant zur evangelischen Konfirmation. Gleichwohl nimmt er in der Schule am Religionsunterricht teil. In seiner Kindheit hat er auch regelmäßig den Kinder­gottesdienst besucht. Willy Brandt wird sich später mehr und mehr von der Kirche entfernen, aus der er jedoch bis zu seinem Tod offiziell nie austritt.

17. April 1928
Wechsel zum Gymnasium
Am 17. April 1928 wechselt Herbert Frahm auf das Johanneum, ein mo­dernes Reformreal­gymnasium in Lübeck. Das Schulgeld wird ihm nach wie vor erlassen. Die Atmosphäre an der Schule ist liberal und von Tole­ranz geprägt. Herberts Lieblingsfächer sind Deutsch und Geschichte. Aufgrund seines immer stärker werdenden politischen Engagements lassen die schulischen Leistungen aber bald nach. Einer seiner Lehrer warnt die Mutter: „Halten Sie Ihren Sohn von der Politik fern! Der Junge hat gute Anlagen, es ist schade um ihn. Die Politik würde ihn ruinieren.“

Juli 1928
Kinderrepublik in der Lüneburger Heide
Im Juli 1928 nimmt Herbert Frahm an der Kinderrepublik Estetal teil. Das dreiwöchige Großzeltlager am Rande der Lüneburger Heide wird von der „Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde“ der SPD organisiert. In den so genannten „Roten Kinderrepubliken“, die es seit 1927 gibt, verbrin­gen Hunderte Arbeiterkinder einen Teil ihrer Ferien. Im Sommerlager sollen die Kinder und Jugendlichen lernen, ihr Zusam­menleben zu gestalten und sich in demokratischen Strukturen wie Vollver­sammlung und Lagerrat selbst zu verwalten. In ganz Deutschland werden 1928 insgesamt elf Kinderrepubliken organisiert.


1929

April 1929
Mitglied und Anführer in der SAJ
Im April 1929 wird die von Herbert Frahm geleitete „Rote-Falken-Gruppe“ der „Kinderfreunde“ in die Sozialistische Arbeiterjugend überführt. Die SAJ ist die Jugendorganisation der SPD für 14- bis 18-Jährige. In Lübeck führt der Jungpolitiker eine Gruppe „Roter Pioniere“ an, die den Namen „Karl Marx“ trägt. Herberts politische Vorbilder sind Rosa Luxem­burg und Karl Liebknecht, die 1919 ermordeten Mitbegründer der Kommu­nistischen Partei Deutschlands (KPD).

Juli 1929
Kinderrepublik am Rhein
Im Juli 1929 fährt Herbert Frahm für vier Wochen zur Kinderrepublik auf der Rheininsel Namedy bei Andernach. Es ist seine erste größere Reise in Deutschland. Zur Eröffnung und Begrüßung der Teilnehmer des Sommer­zeltlagers findet in der Messehalle in Köln eine Großveranstaltung statt. Am 28. Juli 1929 steht der 15-Jährige Herbert erstmals vor einem Radiomikrofon, das vor dem Parlamentsgebäude der Kinderrepublik aufgebaut ist. Gemeinsam mit anderen Jungen und Mädchen trägt der Lübecker Sprechchöre, Gesänge, Theaterszenen und Reden vor, die von der West­deutschen Rundfunk AG (WERAG) in einer Direktübertragung ausge­strahlt werden. Bis Ende August nehmen insgesamt fast 5.000 Kinder und Jugendliche aus der Arbeiterbewegung an der Kinderrepublik Namedy teil.

November 1929
Weiterer Umzug in Lübeck
Am 11. November 1929 zieht Ludwig Frahm mit seiner Ehefrau und sei­nem Enkel in die Trappenstraße 11a um. Die Wohnung in einem Neubau hat zwei Zimmer, eine gesonderte Küche und ein modernes Badezimmer. Herbert erhält die sechs Quadratmeter große Dachkammer als eigenes Zimmer, worin er viel liest und lernt, allein zu sein. Warum der Junge nicht bei seiner Mutter Martha und deren neuer Familie wohnt, lässt sein Artikel „Wir und das Elternhaus“ erahnen, der im Mai 1930 im „Lübecker Volksboten“ erscheint. Darin schreibt Herbert Frahm: „Der Jugendliche aus dem vollproletarischen Haushalt sucht Anlehnung. Denn im Elternhaus wird er sie meist nicht finden können.“


1930

Juni 1930
Eintritt in die SPD
Im Sommer 1930 wird Herbert Frahm mit nur 16 Jahren SPD-Mitglied. Dank der Fürsprache von Julius Leber wird für ihn eine Ausnahme gemacht, denn das Parteistatut sieht eigentlich ein Mindestalter von 18 Jahren vor. Seit Anfang des Jahres ist der junge Sozialdemokrat schon Vorsitzender des fünfköpfigen Kreisvorstandes der Sozialistischen Arbei­terjugend (SAJ), die in Lübeck 200 Mitglieder hat. Als „Roter Pionier“ bringt Herbert großes Selbstbewusstsein mit. In einem Artikel für den „Lübecker Volksboten“ richtet er im September 1930 „Ein Wort der Jugend an die Alten“ und ruft dazu auf, gemeinsam „den Sozia­lismus zu erkämpfen“. Die Jugend sei bereit dazu und hoffe auf Mitkämp­fer. Zu Hause bleiben sollten aber die Genossen mit den „ewigen Erfah­rungen und Abgeklärtheiten“ und anderen „Alterserscheinungen“.

Juli 1930
Kinderrepublik an der Ostsee und Reise nach Kopenhagen
Im Juli 1930 nimmt Herbert Frahm in der Lübecker Bucht an der vierten Kinderrepublik teil. Am ersten Abend wird zur Eröffnung das Stück „Hans Urian geht nach Brot“ im Hansa-Theater aufgeführt. In dem proletarisch-revolutionären Kindermärchen von Béla Balázs spielt der 16-Jährige die Hauptrolle. Er hat jedoch seinen Text nicht auswendig gelernt, so dass ihm die Souffleuse tüchtig vorsagen muss. Am 18. Juli verlässt er das Sommerlager für eine Woche und fährt mit 60 anderen Mitgliedern der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) zum Inter­nationalen Arbeiterjugendtag nach Kopenhagen.

5. August 1930
Kampf gegen Hitlers NSDAP
Ab 1930 erhält die von Adolf Hitler angeführte Nationalsozialistische Arbei­terpartei Deutschlands (NSDAP) mehr und mehr Zulauf. Von Anfang an stellt sich Herbert Frahm der NS-Bewegung mutig entgegen. In Zeitungs­beiträgen und in Versammlungen der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) prangert der Jungpolitiker die Hetze und den Terror der Nazis an. Die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Hitlerjugend und der SAJ sind mitunter handgreiflich. Am Abend des 5. August 1930 kommt es in Lübeck zu einer Schlägerei. Sechs SAJ-Mitglieder werden anschließend wegen Körperverletzung angeklagt. Unter ihnen befindet sich auch Herbert Frahm, der sich aber nachweislich nicht am Tatort aufgehalten hat. Im November 1930 werden er und seine Freunde von einem Lübecker Schöffengericht freigesprochen.


1931

1. Mai 1931
Radikal links
Mit der Politik der SPD in der Weimarer Republik ist Herbert Frahm zuneh­mend unzufrieden. Bei der traditionellen Demonstration am 1. Mai 1931 demonstriert er unter dem Transparent: „Republik, das ist nicht viel, Sozia­lismus ist das Ziel!“ Besonders scharf kritisieren er und seine Freunde in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), dass die SPD seit dem Herbst 1930 das Präsidial­kabinett des Zentrumspolitikers Heinrich Brüning duldet, dessen Regie­rung im Reichstag keine Mehrheit hat. Die SAJ bestreitet den Führungsanspruch der Partei. Auch Herbert Frahm betont die Unabhängigkeit der Jugendorganisation, die der Sozialdemo­kratie zwar verbunden sei, ihr jedoch keine Rechenschaft schulde.

Juni 1931
Beginn einer Jugendliebe
Mitte 1931 lernt Herbert Frahm in Lübeck die 17-jährige Handelsschülerin Gertrud Meyer kennen und lieben. Sie ist Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) in der Gruppe „Ferdinand Lassalle“. Acht Jahre lang bleiben die beiden ein Paar.

Juli 1931
Skandinavienreise
Gemeinsam mit einem Bekannten reist Herbert Frahm am 4. Juli 1931 für drei Wochen nach Skandinavien. Er besucht u.a. Kopenhagen und Bergen und trampt über das norwegische Hochgebirge nach Oslo. Die Natur­schönheiten Norwegens und die Menschen dort beeindrucken den 17-Jährigen sehr, der auch ein wenig Norwegisch lernt. Über Südschweden kehren er und sein Begleiter nach Hause zurück. In einem Artikel für den „Lübecker Volksboten“ beschreibt er die Reiseerleb­nisse.

Oktober 1931
Wechsel von der SPD zur SAPD
Um die schweren Differenzen zwischen der Lübecker SPD und ihrer Jugendorganisation zu klären, lädt Julius Leber die leitenden Funktionäre der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) für den 20. Oktober 1931 zu einer Aussprache ein. Doch Herbert Frahm und drei weitere SAJ-Führer verweigern das Ge­spräch. Gemeinsam mit 180 enttäuschten Sozialdemokraten und SAJ-Mitgliedern treten sie aus der SPD aus und schließen sich der neuen linksrevolutionären Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) an. Frahm übernimmt die Leitung der örtlichen Parteijugend der SAPD. Der Bruch mit der SPD und mit Leber beendet auch seine freie Mitarbeit beim „Lübecker Volksboten“. Ein in Aussicht gestelltes Stipendium der SPD für ein späteres Studium muss der 17-Jährige ebenfalls abschreiben.


1932

18. Februar 1932
Abitur
Am 18. Februar 1932 besteht Herbert Frahm am Johanneum in Lübeck die Abiturprüfung. Im Fach Geschichte erhält er für seinen Aufsatz über August Bebel die Note „sehr gut“. In Deutsch wird sein Aufsatz über den Nutzen der Schulbildung für die Jugend vom Fachlehrer ebenfalls mit „sehr gut“ bewertet, dann jedoch vom Klassenlehrer auf die Note „gut“ herabgestuft. Insgesamt ist sein Abiturzeugnis „durchwachsen“. In Erdkunde, Chemie, Physik und Zeichnen schneidet Herbert Frahm jeweils mit der Note „gut“ ab, in Religion sogar mit „sehr gut“. In Englisch, Französisch und Mathe­matik erreicht er indes nur ein „genügend“ und in Latein sowie Leibes­übungen sind seine Leistungen „mangelhaft“.

Mai–Dezember 1932
Volontariat im Lübecker Hafen
Da er für ein Studium kein Geld hat, arbeitet Herbert Frahm ab Mai 1932 als Volontär bei der Lübecker Schiffsmaklerfirma, Reederei und Spedition F. H. Bertling KG. Für 30 Reichsmark im Monat hilft er den Kapitänen der meist aus Skandinavien ankommenden Schiffe bei den Zollformalitäten, kontrolliert Gewichtsangaben und bietet Ladegut an. In seiner Freizeit engagiert sich der 18-Jährige mit aller Kraft für die Sozia­listische Arbeiterpartei (SAPD). „Der Parteiführer im Kleinen“ spricht auf Versammlungen, verfasst und verteilt Handzettel und organisiert Vorträge.


Autor: Dr. Wolfgang Schmidt, Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung

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